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Typisch Waage: Was über Pedro Almodóvar in den Sternen steht

Am 25. September wird Pedro Almodóvar 75 Jahre alt. Die ARTHAUS-Astro-Redaktion gratuliert und wirft einen besonderen Blick auf die herausragende Persönlichkeit der Filmgeschichte.

25. September 2024

1.

Das Frühwerk von Pedro Almodóvar zeichnet sich aus durch exzentrische Charaktere, turbulente Handlungsverläufe und Ensembles, die sichtlich in den Kostümen und schrillen Launen ihrer Figuren aufgehen. Spätestens mit Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs tauchte der in La Mancha geborene Regisseur im breiteren Spektrum des europäischen Independent-Kinos auf – sein Name wurde zum Begriff eines eigenen Genres. Was das mit seinem Sternzeichen zu tun hat? Als typische Waage hält Almodóvar insgesamt gesehen die Balance zwischen den wilden Komödien der Anfangszeit wie Das Kloster zum heiligen Wahnsinn oder Das Gesetz der Begierde und den emotionaleren Melodramen, für die er seit Alles über meine Mutter bekannt ist.

2.

Waagen wird eine geradezu überbordende Kreativität und eine nie versiegende Lust am spielerischen Umgang mit sämtlichen Künsten nachgesagt. Außerdem sollen Waagen einen direkteren Draht zu himmlischen Geschöpfen haben als viele andere Menschen. Tja, die einen glauben an die Götter, die anderen werden von ihnen verhätschelt. Der in ästhetischen Fragen nicht nur begnadete sondern auch äußerst sendungsbewusste Almodóvar bestätigt diese Attribute seines Tierkreiszeichens und hat die astrologischen verbrieften Talente sogar zum Beruf gemacht: Das exzessive Dekorieren der eigenen vier Wände spiegelt sich jedenfalls in den Kulissen seiner Filme. Jedes Filmset ein Blick durchs Schlüsselloch.

"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Almodóvars Stars und die 1980er! © © El Deseo, 1988. All rights reserved.

"Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs: Almodóvars Stars und die 1980er! © © El Deseo, 1988. All rights reserved.

3.

Man kann es auch so ausdrücken: Die kommunikative und diplomatische Waage-Art macht Almodóvar neben seinem ästhetischen Bewusstsein zum perfekten Gastgeber, der das Filmpublikum in laufenden Bildern durch öffentliche Galerien führt, in denen neben materiellen Kunstwerken und modischen Besonderheiten auch wahrhaftige Emotionen ausgestellt sind. Das lässt uns staunen, lachen und weinen.

4.

Waagen wird ein tiefer Sinn für Gerechtigkeit nachgesagt – sie achten darum sehr auf Loyalität. So passt die Waage Almodóvar bestens zu einem zuverlässigen Löwe-Mann wie Antonio Banderas. Gerade die kämpferischen Wesenszüge eines Löwen sind für den queeren DIY-Künstler in Bezug auf seine Karriere im Hetero-Filmgeschäft und vor allem auf sein Durchhaltevermögen eine wichtige Referenz.
Man kann Dauermitstreiter Banderas, der Almodóvar auch in dessen autobiografischem Drama Leid und Herrlichkeit verkörperte, als Fleisch gewordenen Aszendenten des Filmemachers bezeichnen, während Penélope Cruz, mit der er darüber hinaus in Parallele Mütter undVolver – Zurückkehren zusammenarbeitete, Almodóvars wandelndes Mondzeichen ist. Das trifft es genauer als "Muse des Spätwerks". Anders gesagt: Der Spanier trägt selbst als sensible Waage noch eine Stier-Frau in sich.

5.

Alle Widersprüchlichkeiten, die man Waagen nachsagt und die sich – um sowohl im sprachlichen Bild als auch im Sternbild zu bleiben – am Ende des Tages wieder ausgleichen, vereint Pedro Almodóvar in sich. Wirklich alle? Alle! Und jede Widersprüchlichkeit wird bei ihm zu einem eigenen Charakter – mit gepflegtem Äußeren und zerzaustem Innenleben. Davon kann man sich am besten mit der ARTHAUS- Edition Best of Pedro Almodóvar überzeugen. Sie werden sehen: Nur die Langeweile ist für Almodóvar ein rotes Tuch.

Lebendes Mondzeichen: Penélope Cruz als seine Mutter in "Leid und Herrlichkeit" © © Studiocanal/ El Deseo / Manolo Pavón

Lebendes Mondzeichen: Penélope Cruz als seine Mutter in "Leid und Herrlichkeit" © © Studiocanal/ El Deseo / Manolo Pavón

6.

Arroganz und Selbstverliebtheit, die manchen Waagen nachgesagt werden, dürfte Pedro Almodóvar lediglich von jenen Göttern vorgeworfen werden, die ihn einst wohlmeinend in die Riege ihrer irdischen Hätschelkinder aufnahmen – vorausgesetzt sie existieren. Falls ja, dürfte es ihnen sauer aufgestoßen sein, dass Klosterschüler Almodóvar schnell vom Glauben abfiel und als überzeugter Vertreter des sündigen Lebens im Sinne kirchlicher Moralvorstellungen gilt – in seiner politischsten Phase machte ihn das zu einem der Protagonisten der quietschbunten "Movida" der Post-Franco-Ära. Heimlich finden die meisten Götter Almodóvars Filme natürlich trotzdem toll. Überflüssig zu erwähnen, dass Venus sein größter Fan ist.

7.

Die Freude über den 75. Geburtstag und die kürzliche Auszeichnung seines Melodrams The Room Next Door mit dem Goldenen Löwen in Venedig dürfte sich bei Pedro Almodóvar charakteristisch die Waage halten mit einer gewissen Melancholie angesichts des eigenen Alters. Dafür spricht seine seit Jahren zu beobachtende Beschäftigung mit dem Tod. Wir gratulieren dennoch von Herzen. Wohlwissend, dass der Filmemacher quasi schicksalhaft zum Wandeln zwischen den Extremen neigt. Ausschlaggebend für die Bedeutung seiner Filme sind unsere eigenen Gefühle, die wir beim Gucken in die Waagschale werfen. Was das angeht, treffen Almodóvars Geschichten bei den meisten von uns zielsicher ins Herz.

WF

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