Dieses surrealistische Drama muss man gesehen haben. 1970 erzählte Herzog in einem Film, der ausschließlich mit kleinwüchsigen Darsteller:innen gedreht wurde, von einem Aufstand in einem Erziehungsheim, der schnell von fröhlicher Anarchie in brutale Gewalt umschlägt. Dass der Film schon damals schockierte und faszinierte, lässt sich daran ablesen, dass er zuerst von der FSK gesperrt wurde – zugleich aber schon das Prädikat "besonders wertvoll" der Deutschen Filmbewertung hatte.
Man kann es ruhig mal zugeben: Viele Filme von Werner Herzog haben im Dutzend das, was Ihre Kinder einen "WTF-Moment" nennen würden. Herz aus Glas ist voll davon – und hat gerade deshalb eine hypnotisierende Wirkung. Man fragt sich mehr als einmal: Was zum Henker reden und machen diese Menschen da? Der düstere Heimatfilm spielt in einem bayerischen Dorf im 19. Jahrhundert und orientiert sich an der Figur des Propheten Mühlhiasl. Herzog zufolge waren fast alle Darsteller:innen bei den Dreharbeiten unter Hypnose und improvisierten dann die Dialoge.
"Was war der Grund, warum ich mir das antat?" Eine Schlüsselfrage, die Werner Herzog in seinem vielleicht berühmtesten Dokumentarfilm einmal offen ausspricht. Der Regisseur spürt dabei selbst der Verbindung nach, die in seinem Schaffen wohl am häufigsten und intensivsten analysiert wurde: seine Arbeit mit Klaus Kinski. Mit allem, was man heute weiß, muss man natürlich feststellen, dass Kinski eine weitaus problematischere und bisweilen untragbare Figur war als schon zu Lebzeiten bekannt. Dennoch muss man diesen Film mindestens einmal gesehen und gehört haben, wie Herzog hier von diesem Getriebenen erzählt und immer wieder versucht, Verständnis für sein Handeln zu entwickeln, ohne es zu beschönigen.
Die Besetzung allein hätte 2009 für Zungenschnalzen unter Filmliebhaber*innen sorgen können: Willem Dafoe, Michael Shannon, Chloë Sevigny, Udo Kier … einen solchen Cast bringst du als Cineast unwillkürlich mit etwas in Verbindung, das man gesehen haben muss. Die Strahlkraft des Ensembles von My Son, My Son, What Have Ye Done ist die eine Sache, ein spannendes Gerücht die andere: David Lynch produziert einen Film von Werner Herzog? Das klingt beinahe unwirklich und tatsächlich ist die Produktion mit dem berühmten Kollegen verknüpft, jedoch handelt es sich nicht um eine direkte Zusammenarbeit der beiden Meister. Dennoch ist dieser Film wohl der beste Beweis, wie hoch Herzogs Standing in der Filmwelt nach einigen Jahrzehnten seines Schaffens ist. Wenn Herzog will, kann er wohl jede*n haben für seine Filme. My Son My Son, What Have Ye Done gibt es übrigens gerade nicht nur bei ARTHAUS+ sondern kompletto bei YouTube zu sehen, nämlich hier:
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