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One from the Heart: Liebe ist Jazz, Liebe ist Blues, Liebe ist Kino

Francis Ford Coppolas Musical-Film von 1981 war seine erste Produktion nach Apocalypse Now. Eine traumhafte Menage-à-quatre in reizvoller Kulisse. Jetzt als Reprise-Cut und 4K-restauriert erhältlich.

07. März 2024

Nastassja Kinskis Aufmachung als Leila in One from the Heart – Einer mit Herz erinnert an eine Fleisch gewordene Neonreklame für einen Club in Las Vegas. Dahinter steckt durchaus die Absicht des Regisseurs Francis Ford Coppola, in dessen Zoetrope-Studios dieser ungewöhnliche Musical-Film Anfang der 1980er Jahre entstand. In Coppolas Inszenierung verstärkt die schillernde, ihre theatralische Künstlichkeit in jedem Bild verratende Kulisse den Eindruck, den man vom realen Las Vegas ebenso leicht bekommen kann, nämlich dass es sich um eine Filmattrappe, nicht um einen wirklichen Ort handelt. Der Film tut beinahe so, als habe er das berühmt-berüchtigte Glückspielparadies in der Wüste Nevadas erfunden.

Hank zieht blank © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Hank zieht blank © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Ausgerechnet in diesem unwirklichen Setting auf der Basis wahrer Örtlichkeiten versuchen sich Frannie und Hank am Leben in einer festen Beziehung. Und das bedeutet auch, dass sich zwei fiktive Figuren mit einem recht alltäglichen Problem herumschlagen. Seit fünf Jahren sind die beiden zusammen, und dass ihr Verhältnis bereits zwischen Momenten süßer Intimität – du kennst jeden Fehler des anderen – und bitterer Routine – du versuchst diese Fehler zu ignorieren, um dich nicht darüber aufzuregen – changiert, wird durch Tom Waits im Eröffnungssong aus dem Off gleich mal klargemacht. Und wenn aus Waits‘ bluesiger Stimme nicht die Erfahrung spricht, die der Sänger im eigenen Leben selbst gemacht hat, aus wessen Stimme dann? Allerdings croont Waits hier im Stil eines Las-Vegas-Bühnen-Entertainers, dazu jazzt die Musik lässig vor sich hin. Somit passt der Sound perfekt zum gesamten Szenario, dem ein Zuviel an Authentizität nicht gutgetan hätte. Schließlich heißt es nicht nur im Unterhaltungsgeschäft, sondern auch in sämtlichen permanenten Liebesverhältnissen: The Show must go on.

Frannie sucht das Glück © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Frannie sucht das Glück © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Die meisten musikalischen Beiträge dieses Musicals finden sich im Off-Soundtrack, während die Sänger:innen nicht zu sehen sind. Tom Waits erhielt für die Kompositionen sogar eine Oscar-Nominierung. Die sichtbaren Gesangseinlagen der Schauspieler:innen halten sich derweil in Grenzen, sie korrespondieren aber auf eine fast schon zärtliche Weise mit der Idee, ein untypisches Musical zu drehen. One from the Heart – Einer mit Herz ist das erste Spielfilmprojekt Coppolas nach Apocalypse Now. Und trotz des großen Kontrasts bleibt der Regisseur hier dem Mythos Amerika und seinen großen Motiven treu. Der 4. Juli ist der Jahrestag der Liebenden.

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Ein typisches Merkmal von Musicals, in denen nicht durchgängig gesungen und getanzt wird, ist die Möglichkeit einer anderen Welt oder zumindest einer Abweichung vom Alltag, die in den musikalischen Intermezzi aufscheint. In One from the Heart – Einer mit Herz nimmt Francis Ford Coppola diesen Gedanken leitmotivisch auf, hält sich aber nicht sklavisch an das Muster. Vielmehr erzählt er eine Geschichte, in der Frannie und Han fantastische Seitensprünge vollführen, nur um am Ende einander wieder in die Arme zu fallen. Inwiefern es sich bei ihren romantischen Ausflügen um Traumvorstellungen oder echte Liebschaften handelt, ist nicht so wichtig. Die Message bleibt so oder so klar: Wahre Liebe ist kein Zuckerschlecken - aber sie lohnt die Mühen. Und sie ist Blues, Jazz und Kino in einem, wenn man auf sein Herz hört.

Tanzfläche Las Vegas © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Tanzfläche Las Vegas © 1982 Zoetrope Studios. All rights reserved.

Dabei spielt Coppola geschickt mit der wundervollen Kulisse und Ausstattung, beweist viel Gefühl für den Einsatz der Musik und kann sich auf ein Ensemble verlassen, das in der kleinen Welt, die nicht von ungefähr an ein Puppentheater erinnert, eine Menge Leidenschaft entfesselt. Frederic Forrest als Hank, Teri Garr als Frannie, die bereits erwähnte Nastassja Kinski sowie Raul Julia als Frannies vorübergehender Lover Ray. Während Ray eine wunderbare Kündigungsszene vergönnt ist, die zugleich ein romantisches Dinner darstellt, kann sich Hank auf einen besten Kumpel verlassen, der von Harry Dean Stanton gespielt wird. Übrigens haben auch Copplas Eltern einen Cameo-Auftritt. Hätten Sie sie erkannt? Trotz aller Turbulenzen vergeht dieser Film wie im Flug (und wie auf einer Zeitreise bringt er uns auch noch eine vergangene Epoche näher). Jetzt im Reprise-Cut letzter Hand und 4-K-restauriert.

WF

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