Die 1990er fingen gut an, was die feministische Popkultur betrifft. Musikalisch deutete sich bereits das Beben der Riot Grrrls an, das die männlich dominierte Szene mächtig durcheinanderwirbeln sollte, unter anderem mit Konzerten, bei denen Jungs der Eintritt verwehrt wurde. Und 1991 kam ein Road Movie in die Kinos, der nicht nur nach zwei weiblichen Hauptfiguren benannt ist, sondern auch deren Kampf gegen patriarchale Verhältnisse in einer Geschichte erzählt, die ihnen weitaus mehr lässt als die übliche Frauen- beziehungsweise Opferrolle, wie man sie aus so vielen Hollywood-Produktionen zuvor kannt und bis heute kennt. Thelma & Louise wurden Role Models, ihr Abenteuer ein moderner Filmklassiker – und die Darstellerinnen Susan Sarandon und Geena Davis werden bis heute mit ihren Figuren identifiziert wie sagen wir, Paul Newman und Robert Redford mit den von ihnen gespielten Westernlegenden Butch Cassidy und Sundance Kid.
Susan Sarandon und Geena Davis © Capelight Pictures
Dabei waren zunächst Jodie Foster und Michelle Pfeiffer für die Rollen vorgesehen, auch Meryl Streep und Goldie Hawn galten als Kandidatinnen. Regie führte schließlich Ridley Scott. Die Story über zwei Frauen auf der Flucht nach dem Mord an einem Vergewaltiger – nach der Idee und einem großartigen Drehbuch von Callie Khourie – wäre vermutlich nicht mit einem derartigen Budget realisiert worden, der finale Kuss von Thelma und Louise und ihre die Jahrzehnte überdauernde Attitude sich nicht dem Schicksal zu ergeben sondern es selbst in die Hand zu nehmen (wofür Sarandon und Davis übrigens Fahr- und Schießunterricht nahmen) hätte sich nicht ins kollektive Gedächtnis so vieler Zuschauer*innen brennen können, hätte nicht ein prominenter männlicher Regisseur Interesse daran gezeigt. Auch das gehört zur Wirklichkeit in der Popkultur Anfang der 1990er Jahre, die man sich jetzt noch mal auf der großen Leinwand vor Augen führen kann. Cooler als Bonnie & Clyde, Badlands und Easy Rider zusammen.
WF