Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an das Leuchten der Farben. An die rote Mütze von Travis Henderson, die er trägt, als er durch die Mojave-Wüste streift.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Walt, der sich auf den Weg ins Hinterland des amerikanischen Traums macht, um seinen Bruder Travis zu retten.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Hunter, Travis‘ Sohn, der von Walt großgezogen wurde und neugierig hinter dem Lenkrad eines roten VW-Käfers sitzt.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Harry Dean Stanton als Travis, Nastassja Kinski als Jane, Dean Stockwell als Walt und Hunter Carson als Hunter.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Aurore Clément als Walts Ehefrau Anne und daran, wie sie mit den Brüdern und Hunter alte Super 8-Filme schaut.
Magischer Pullover © Wim Wenders Stiftung 2014
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an diese Super 8-Filme, an Hunters Mutter Jane und daran, dass gebrochene Herzen nicht in Lichtgeschwindigkeit heilen.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Janes pinken Wollpullover, der sie in ihrer Peephsow-Kabine in Houston wie ein sichtbarer Schutzzauber umhüllt.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an die Farbe Rot, und dass man nie sicher sein kann, ob sie als Metapher für eine Gefahr oder für die Liebe steht.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an den Score von Ry Cooder, der die Filmhandlung mit seiner Slide-Gitarre kommentiert wie ein Pianist einen Stummfilm.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an die Bilder von Robby Müller, an das Drehbuch von Sam Shephard und an die Goldene Palme von Cannes 1984.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an das treffende Zitat aus ZEIT: "Der vollkommenste Film von Wim Wenders und einer der schönsten überhaupt".
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an die rührenden Momente der existenzialistischen Entwicklungsgeschichte, in denen Travis in der Vaterrolle aufgeht.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir Travis‘ rote Schuhe, die ihn zurück nach Hause bringen könnten so wie Dorothys magische Treter in Der Zauberer von Oz.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an ihn als sensible Filmerzählung über materielle und psychische Durchgangsstationen des modernen Lebens.
Wenn wir an Paris, Texas denken, dann denken wir an Wim Wenders‘ Gabe, Aha-Momente zu erschaffen, in denen nichts so bleibt, wie es uns im Alltag erscheint.
Erde an Travis! © Wim Wenders Stiftung 2014
WF