Die fabelhafte Welt der Amelie
Arbeitstitel: Die noch fabelhaftere Welt der Amelie
Wie dreht man das zeitgemäße Sequel einer Geschichte, die von der nostalgischen Substanz einer sich ständig modernisierenden Gegenwart handelt – und in der sich die zentrale Lovestory um Bilder aus Fotoautomaten rankt, während die Heldin aus kindlich aufgerissenen Augen auf die romantischen Aspekte des Großstadtlebens um die Jahrtausendwende schaut? Vielleicht so: Zwar kommen weiterhin Postkarten aus allen Teilen der Welt nach Paris, aber Amélies Vater ist mittlerweile verstorben. Amélie bestückt sein Grab mit den Karten und führt mit Nino das Café des 2 Moulins, seit die alte Chefin Suzanne im Ruhestand ist. Phantasievoll kämpfen die beiden mit den Tücken des Digitalen und der Gentrifizierung. Sie müssen ganz schön rudern, an der Wand hängt passenderweise Renoirs "Das Frühstück der Ruderer" (in der Version des Glasknochen-Malers). Eines Tages findet Amélie nach Feierabend ein liegengelassenes Handy im Café und liest die Nachrichten, die die geheimnisvolle Besitzerin mit einer ebenso geheimnisvollen zweiten Person ausgetauscht hat. Also begibt sie sich auf die Spur des Liebespaares, um das Telefon zurückzugeben. Wer Regie führt? Jean-Pierre Jeunet natürlich. Jetzt schuldet er uns nur noch die versprochene Behind-The-Scenes-Doku.
Donnie Darko
Arbeitstitel: Donnie – Stranger Things Happen
Die 1980er-Jahre geben musikalisch eigentlich zu viel her, um es bei einem Donnie Darko-Film mit Eighties-Soundtrack zu belassen. Für Richard Kelly war es aber nur vorstellbar, die Geschichte in den 1990er Jahren fortzusetzen. Donnie nutzt eine durchlässige Wand im verschachtelten Labyrinth der Raum-Zeit-Dimensionen, um von einer Monster-Dekade in die andere zu gelangen und gleichzeitig aus dem Reich der Toten in das Reich der Lebenden treten. Dabei wechselt er außerdem von einem Film in den anderen, was zu einem Date mit Buffy the Vampire im Autokino führt (Joss Whedon mit Cameo-Auftritt als Kartenabreißer). Als Donnies imaginärer (und doch ganz schön realer) Kumpel Frank im Hasenkostüm das Ende der Welt ein weiteres Mal prophezeit, hat es immer noch nichts mit dem Klimawandel zu tun – und im Showdown läuft wieder alles auf den Spuk an Halloween hinaus. Eine Kostüm-Party, auf der "Black Hole Sun" von Soundgarden läuft und ein Beschwipster mit Trump-Maske eine Rede als kommender Präsidentschaftskandidat hält. Alle lachen. Dann findet Grandma Death im Wald einen verlassenen DeLorian. Und weil der zweite Teil so gut ankommt, gibt es ab Herbst eine Donnie-Serie auf ARTHAUS+
Warten auf den zweiten Teil © Studiocanal
Léon - Der Profi
Arbeitstitel: Mathilda – Der Profi
Aus Mathilda ist natürlich keine brave Bürgerin geworden, die ein ganz normales Leben führt. Zwar kümmert sie sich liebevoll um Leons Freund, den sie einst auf einer Wiese vor der Schule eingepflanzt hat, weniger liebevoll aber geht sie mit denjenigen um, die sie als gestandene Auftragskillerin um die Ecke bringt. Luc Besson widersteht beim Verfassen des Skripts der Versuchung, sie als eine moralisch hundertprozentig integre Persönlichkeit darzustellen, weil er nun mal Luc Besson ist. Er möchte aber auch nicht so einfach über die menschlichen Abgründe ihrer Taten hinwegsehen, die sie selbst natürlich mit von Kindesbeinen erlernter Selbstverständlichkeit cool beiseite wischt. Eines Tages findet Mathilda bei einem ihrer Jobs in der Wohnung des Opfers deshalb einen zwölfjährigen Jungen vor, der sie so ein bisschen an sie selbst erinnert. Das ist der entscheidende Twist. Natürlich nimmt sie den Knaben unter ihre Fittiche. als erstes gehen die beiden zusammen in den Baumarkt und kaufen einen Gummibaum.
Fitzcarraldo
Arbeitstitel: Fitzcarraldo 2.0
Ein junges Team aus Filmstudent*innen begibt sich 2024 auf die Spuren des großen Meisters und versucht, die Geschichte zu wiederholen und damit aktuelle Fragen aufzuwerfen. Alles beginnt in einem Trickstudio, wo mit modernster Technik der Weg des Schiffs aus dem Film nachgestellt wird. Was durch diese einfache Computer-Variante alles an Dramatik vor und hinter den Kulissen verloren ginge, darf Werner Herzog dann persönlich beweisen. Im dokumentarischen Teil dieses Filmexperiments gibt er die haarsträubenden Anekdoten des Drehs und die Eskapaden Klaus Kinskis zum Besten, im fiktionalen Teil darf er am Set nochmals in die Rolle des Regisseurs von Fitzcarraldo schlüpfen. Seine Methoden lösen heftige Diskussionen beim jungen Filmteam aus (alles gestellt aber doch authentisch), und die Dreharbeiten im Dschungel werden nach und nach zu einem Kampf auf Leben und Tod, bei dem keiner mehr den Durchblick behält, was Fiktion und was Wirklichkeit ist. Die 700-minütige Originalfassung gewinnt die Goldene Palme.
Ein zweiter Teil – von diesem Film hier? © Studiocanal
Coffee and Cigarettes
Arbeitstitel: Venti Salted Caramel Mocha Frappucino & Blue Razz Lemonade Vapes
Eine gute Idee ist eine gute Idee bleibt eine gute Idee. Spannende Menschen beim entspannten Koffein- und Nikotin-Konsum zusammenzubringen und sie in größtenteils improvisierten Szenen agieren zu lassen, funktioniert mit dem richtigen Personal auch 30 Jahre nach dem originalen Coffee and Cigarettes. Trotzdem sind die Reaktionen gespalten, als Jim Jarmusch für einen "fetten Batzen Kohle, der es mir ermöglicht, für den Rest meines Lebens nur noch Musik zu machen und zu chillen" die Fortsetzung seines Kultfilms ankündigt. Der Haken dabei: Die Idee kam nicht von ihm, sondern aus den Marketingagenturen der Firmen Starbucks Corp. – die Financial Times vermutete auch Investitionen der chinesischen Firma Shenzhen iMiracle, die den im Titel genannten Vape-Geschmack für ihr Produkt Elf Bar anbot. Trotzdem sind die drei Episoden sehr sehenswert – vor allem "Cousins again", in der Zendaya sich selbst und ihre ähnlich aussehende, aber gänzlich unbekannte Cousine Shelly im Starbucks in der 3rd Street Promenade trifft. Die beiden schlendern awkward plaudernd zum Strand und Shelly erzählt, während sie hektisch vapet, dass sie jetzt mit einem Kammerjäger namens Ron zusammen sei.
Night On Earth
Arbeitstitel: Night On Earth Enlightened
Ein Klassikertreffen – auch Hommage an die verstorbenen Darsteller*innen Gena Rowlands und Matti Pellonpää. Jarmusch offenbart beim Filfestival in Venedig, dass die kommerziellen Gründe beim neuen Coffee and Cigarettes nur ein Fake für die Medien waren und er nun einen zweiten Teil zu jedem seiner Filme plane, auch um Tabus zu brechen. Wir freuen uns! Die Schauplätze sind hier wieder Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki – und die Autos vom Chevrolet bis zum Volvo heute erst recht Oldtimer. In einem Uber wird man solche Geschichten nicht erleben. Da trifft Helmut noch einmal auf Yoyo und berichtet, dass er sein Glück gefunden hat, obwohl er sich 1991 doch in die falsche Richtung aufgemacht hatte. Corky fährt diesmal eine junge Schauspielerin auf dem Weg zum x-ten Casting und bereut es nicht, Taxifahrerin geblieben zu sein. Die betrunkenen Finnen warten vergebens auf ihr Taxi, das in einer Werkstatt mitten in Lappland einer Inspektion unterzogen wird. Die blinde Frau aus der Pariser Story erkennt ihren alten Taxifahrer sofort wieder, ohne dass er etwas sagen müsste – allein an seinem Fahrstil. Und Roberto Benigni wiederum quasselt eine/n Politiker*in aus dem Kabinett Meloni schwindelig, während er an jeder Kreuzung links abbiegt, an der sie ihn nach rechts zu dirigieren versucht.
Und wann kommt das Sequel? © Studiocanal
Sie leben
Arbeitstitel: Sie leben 2 – Make America Great Again!
Zum Glück hat dieser Film nie einen Verleih gefunden und darf wegen Copyright-Verletzungen auch nicht mehr gezeigt werden. Das liegt vor allem daran, dass John Carpenter mit dem Nachfolger zu seiner sehr amüsanten Abrechnung mit der Reagan-Zeit gar nichts zu tun hat und juristisch dagegen vor ging. Sie leben 2 entstand nach einem Drehbuch, das auf den Ideen von Ex-Hauptdarsteller Roddy Piper basiert. Nach seinem TV-Auftritt beim inzwischen wegen Verleumdung verurteilten Alex Jones in der Show "InfoWars", schrieben die beiden ein grobes Gerüst, das Alex Jones vor einigen Jahren wiederentdeckte. In den Räumen des Verschwörungsmediums "Breitbart" wurde ein Writer’s Room errichtet, der vor allem mit Schreibern besetzt war, die der MAGA-Bewegung nahestehen. Die Story kann man sich also denken: Die Außerirdischen sind zurück, diesmal als friedfertige Wesen (die "Wokies" genannt werden), die den Menschen einflüstern, dass es doch ganz schön sei frei zu lieben, positiv gestimmt zu sein, seinem Nächsten zu helfen, Kriege sein zu lassen und eine Krankenversicherung zu haben. Hauptdarsteller Joe Rogan spielt einen ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Kämpfer, der diesem perfiden Komplott auf die Schliche kommt, nachdem er eine geheimnisvolle Sonnenbrille findet …
Reservoir Dogs
Arbeitstitel Reservoir Dogs 2 – Schlafende Hunde (Kurzfilm)
Man hatte sich das filmische Karriereende von Quentin Tarantino wilder vorgestellt. Aber gerade deshalb hat dieser nur acht Minuten dauernde Kurzfilm eine poetische Qualität, die seines gleichen sucht. Tarantino greift darin noch einmal seinen ersten internationalen Erfolg auf und führt uns ins Lagerhaus, in dem die bunte Diebesbande ihr brutales Ende findet. Tarantino spielt sich selbst – aber natürlich nicht den toten Psychopaten "Mr. Blonde", den er damals als junger Mann verkörperte, sondern den Tatortreiniger Melville Brian De Wilder. Ein trauriger, alter Mann, der eigentlich lieber Filmregisseur geworden wäre, aber in diesen Job geriet, weil er unerwartet Vater wurde und ein geregeltes Einkommen brauchte. Die Handlung setzt in dem Moment ein, in dem die Polizei und die Spurensicherung bereits wieder abgefahren ist. De Wilder schaut sich die Halle bedächtig an, ist völlig allein am Tatort, hört auf einem mitgebrachten Radio laut die Hits von K-Billy und lässt nach ein paar Minuten seine beiden Hunde Quentin und Samuel ins Gebäude. Die Schäferhunde machen sich sofort über die Blutlachen auf dem Boden her und legen sich dann schlafend an die Seite. De Wilder beobachtet die beiden melancholisch lächelnd, putzt widerwillig los – und findet plötzlich die von der Polizei vergessene Leiche des Mr. Blonde. Bei seinem verdutzten Blick in das zerschossene Gesicht, endet dieser erstaunliche Kurzfilm.
La La Land
Arbeitstitel: Sha La La Land
Hauptsache, Ryan Gosling und Emma Stone tanzen. Genauso viele Oscars wie der erste Teil? Wow! Gewidmet hat Regisseur Damien Chazelle diesen "Mittelteil einer Trilogie über die Musik und das Leben und die Chemie zwischen Gosling und Stone" Agnes Varda und Jacques Demy. Nun warten wir gespannt auf Sha La La World …
DKWF